Generalkapitel
29.10.14
Österreichische Benediktiner: „Die Zukunft entdecken“ Generalkapitel der 14 Klöster im Stift St. Lambrecht berät über die „Zeichen der Zeit“ in ihren Gemeinschaften
Vom 26.-29. Oktober 2014 versammelten sich im steirischen Stift St. Lambrecht unter dem Vorsitz von Abtpräses Christian Haidinger Vertreter der 14 Klöster der Österreichischen Benediktinerkongregation zum alle drei Jahre stattfindenden Generalkapitel. Aus jeder Gemeinschaft waren der Abt sowie ein von jedem Konvent gewählter Delegierter gekommen, um sich über Wege auszutauschen, die in den Gemeinschaften schon beschritten werden und in die Zukunft weisen. Die Konstitutionen wurden u.a. dahingehend verändert, dass jeder Mönch der Kongregation zum Abtpräses gewählt werden kann. Bisher war dieses Amt gewählten oder emeritierten Äbten vorbehalten.
Beim Kamingespräch am Sonntag Abend erzählte der emeritierte Abt von St. Lambrecht, Otto Strohmaier, von seinen Erfahrungen aus der Konzilszeit am Beispiel seines Klosters. 50 Jahre danach sind die Benediktiner seiner Meinung nach herausgefordert, Mystiker zu sein, das Mönchtum neu zu pflegen und den Weg nach Innen nicht zu scheuen. „Wir sind harte Arbeiter und stellen alles Mögliche auf die Beine. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass Laien mehr ihrer Sehnsucht nach Spiritualität Raum geben als wir Benediktiner“, gab Abt Strohmaier zu bedenken.
P. Bernhard Eckerstorfer aus dem Stift Kremsmünster hielt am Montag einen Vortrag mit dem Titel „Unsere Klöster haben Zukunft, wenn …“. Angesichts überalteter Konvente bestehe erst recht die Gefahr, die Vergangenheit als Maß für die Gegenwart zu nehmen. „In unseren Gemeinschaften finden wir die implizite Annahme: Wenn es wieder so wird wie es einmal war, dann wäre die Zukunft gemeistert. Doch es ist unrealistisch, auf eine Rückkehr vergangener Verhältnisse zu warten – und wohl auch gar nicht wünschenswert, denn dann wären wir nicht im Heute angekommen.“ Eckerstorfer warnte besonders davor, sich „dem Diktat der Zahlen auszuliefern. Unsere Zeit können wir nicht so einfach mit früheren Jahrzehnten vergleichen. Wenn wir ständig selbst betonen, dass wir heute weniger Eintritte haben als früher, blockieren wir uns nur selbst und verstellen die Sicht auf eine spannende Zukunft, die schon angebrochen ist und unseren Klöstern eine neue Gestalt geben wird.“
Bezug nehmend auf die Rede von den Zeichen der Zeit in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils sprach sich Eckerstorfer dafür aus, auch die derzeitige Ohnmacht und Orientierungslosigkeit benediktinischer Gemeinschaften als Anruf Gottes zu verstehen: „Wir erleben in vielem derzeit den Niedergang und fühlen uns vielleicht in die Wüste geschickt. Doch gerade das war für Israel die Zeit, in der sich Gott seinem Volk neu als der Lebendige erschloss. Auch das Mönchtum empfing in der Wüste bleibende Impulse. Deshalb sollten wir nicht murren, sondern die derzeitige Situation als Aufforderung zur Umkehr begreifen, unser wohl geplantes und begütertes Klosterleben durchkreuzen zu lassen und uns so neu auf Gott ausrichten zu können.“ Ein konkretes Zeichen der Zeit wäre das Interesse an benediktinischer Spiritualität bei Menschen, die sich gar nicht mit dem Gedanken tragen, ins Kloster einzutreten. Selbst die Säkularisierung könne den Klöstern zeigen, dass sie die Botschaft vom Reich Gottes für Menschen offenhalten können, die in institutionalisierten Formen heutiger Pfarren das Interesse an Kirche schon aufgegeben haben.
Der Wirtschaftsdirektor des Stiftes Göttweig, Gerhard Grabner, hielt am Dienstag ein Referat zum Thema „Benediktinisch Wirtschaften“. Es werde leicht das eigentliche Ziel eines Stiftes außer acht gelassen und wirtschaftlichen Zwängen unterworfen. „Die Gottsuche der Benediktinermönche hat absolute Priorität. Alles andere muss dem untergeordnet werden, und die Wirtschaft muss diesem ersten Ziel dienen.“ Grabner erinnerte an die Gründungsintention der Stifter: „Wir müssen von den Früchten leben und nicht von der Substanz.“ Eine Generation dürfe nicht veräußern und in den täglichen Bedarf stecken, was über Generationen weitergegeben wurde. Unmittelbaren Handlungsbedarf sah Grabner bei der Kommunikation mit den Mitarbeitern eines Klosters: „Ältere Mitarbeiter sind meistens auf irgendeine Weise verbunden mit dem Kloster, durch die religiöse Praxis oder Jahrzehnte lange Verbindung mit einzelnen Patres. Bei den jüngeren Mitarbeitern muss man diese Identifikation oft erst herstellen. Sie wissen meistens gar nicht, wie der Klostertag für einen Benediktiner aussieht und zeigen sich dann überrascht, dass die Mönche so viel beten. Hier braucht es Möglichkeiten der Begegnung und des Austausches, ja der Seelsorge.“
Einzelne Klöster stellten zukunftsträchtige Wege vor, die sie eingeschlagen haben. So berichtete ein neugewählter Abt über die harmonische Vorbereitung und Durchführung der Abtswahl, ein Benediktinerpater von seinem Sabbatjahr im Übergang von einer Aufgabe zu einer anderen, zwei Gemeinschaften erzählten von neu eingeführten Konventsgesprächen und ein Kloster nannte die Vorzüge, die gemeinsamen Exerzitien in einem anderen Kloster zu verbringen.
Pressemitteilung der Österreichischen Benediktinerkongregation