Das Verbrüderungsbuch online

22.01.15, 19:00

Prof. Herwig Wolfram erklärte das Verbrüderungsbuch von St. Peter und seine Bedeutung für die frühmittelalterliche Geschichte.

Bis auf den letzten Platz war der Romanische Saal der Erzabtei St. Peter am 22. Jänner 2015 gefüllt, als das Verbrüderungsbuch in seinem Facettenreichtum dargestellt wurde.

Der Archivar der Erzabtei St. Peter, Dr. Gerald Hirtner, wies zu Beginn auf ein paar markante Ereignisse der archivalischen Geschichte hin.

Seit dem 15. Jahrhundert lässt sich eine Nutzung des Verbrüderungsbuchs zu archivischen Zwecken nachweisen, die wissenschaftliche Bearbeitung begann Mitte des 19. Jahrhunderts.

2014 wurde das Verbrüderungsbuch von der UNESCO in das Nationale Dokumentenerbe aufgenommen. Dies war auch der unmittelbare Anlass für den Vortragsabend.

Erzabt Dr. Korbinian Birnbacher führte im Rahmen der Veranstaltung persönlich einen Upload von Digitalisaten  auf die Stiftshomepage durch. Die Bilder werden für die wissenschaftliche Forschung zur Verfügung gestellt.

Zu den DigitalisatenProf. erwig Wolfram referierte zu Beginn über den in Irland geborenen Salzburger Bischof Virgil, den Auftraggeber des Verbrüderungsbuchs. Irische Einflüsse sind auch im Verbrüderungsbuch zu erkennen, etwa bei der Nennung Johannes des Täufers und der Jungfrau Maria (5 D-E/a).
Die zeitenumspannende, universale Dimension des älteren Teils des Verbrüderungsbuchs lässt sich an der Einbeziehung biblischer Namen erkennen (5 A-E/a-c). Die verstorbenen und lebenden Zeitgenossen sind in „ordines“ eingeteilt, woraus Prof. Herwig Wolfram einige prominente Namen erklärte und vielfältige Bezüge zum Zeitgeschehen herstellte: etwa zum 788 gestürzten Bayernherzog Tassilo (10 B/a), zum hl. Rupert mit seinen Begleitern Kuniald und Gislar (14 A-B/a), zum 784 verstorbenen Abt Fulrad von St. Denis (10 A/d 1), zu Kerolt und Cheitamar (11 C/a) oder auch Fürst Witagowo (24 D/b; 26 D-E/c). Nach diesem kenntnisreichen Vortrag blieb das Verbrüderungsbuch nicht länger ein „Telefonbuch des 8. Jahrhunderts mit vielen Namen, aber wenig Inhalt“. Zu Entdecken gibt es wohl noch einiges, auch in den über 200 Publikationen des Vortragenden Herwig Wolfram.