Kostbare Noten kehren nach St. Peter zurück
13.12.22
Auch Noten können zu historisch bedeutsamen Dokumenten werden. Dann nämlich, wenn sie in den Strudel weltgeschichtlicher Ereignisse hineingezogen werden.
Als Erich Valentin 1939 Leiter des Zentralinstituts für Mozartforschung wurde - es ist eine Einrichtung der Stiftung Mozarteum -, nutzte er die Gunst der rechtlosen Zeit, Mozartschätze aus Salzburger Klöstern zu acquirieren. Lange Jahre war der Umfang dieses – man muss es so aussprechen – „Raubzuges“ nicht klar. Beispielsweise wusste niemand in der Stiftung Mozarteum, wer eigentlich eine Schachtel mit Noten – Mozart, Michael Haydn, Adlgasser – in das Haus gebracht hatte. Erst als die Stiftung sich der Aufgabe einer Aufarbeitung ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus unterzog, konnte man die Puzzleteile zusammenfügen, aus dem sich ein schlüssiges Bild ergab. Die Noten stammten aus St. Peter. Dieses Kloster war früh in den Fokus des Notenjägers gelangt, weil es ein Dutzend Mozart-Autographe besaß. Diese Autographe wurden, als der internationalen Forschung bekannte, in der Nachkriegszeit retourniert. Ein umfangreicherer Teil wurde 1980 auf Initiative Rudolph Angermüllers (1940-2021) zurückgegeben. Am 12. Dezember 2022 erfolgte dann die Rückgabe des „Restes“ durch den Präsidenten der Stiftung Mozarteum, Dr. Johannes Honsig-Erlenburg, auf Initiative der wissenschaftlichen Abteilung (Dr. Ulrich Leisinger, Dr. Armin Brinzing). Es handelt sich um vier Handschriften mit Mozartwerken, den Tänzen KV 103 in zeitgenössischen Abschriften samt Klavierauszug, und zwei späteren Abschriften der Märsche 215 und 408. Dazu kommen fünf Drucke von 1798 und 1807 mit Klavierwerken Mozarts, eine Litanei von Anton Cajetan Adlgasser, ein schön gebundenes Exemplar des Partitur-Fundaments von Michael Haydn und der Druck einer Choralbegleitung aus dem Jahr 1845. Die traditionell enge Verbindung zwischen der Stiftung Mozarteum und dem Stift St. Peter hat sich in dieser kleinen Feier aufs schönste gezeigt. Die Noten haben aufgrund der intensiven Forschungsarbeit, die für sie aufgewendet worden ist, sicherlich an Wert gewonnen.
Externer Link: https://mozarteum.at/bibliotheca-mozartiana#das-musikarchiv-der-erzabtei-st-peter
Literatur: Die Internationale Stiftung Mozarteum und der Nationalsozialismus, Salzburg: Verlag Pustet 2021.